Für mich spielen viele Aspekte mit: Wie langlebig ist ein Produkt? Unter welchen Bedingungen wird es produziert? Ist es recycelbar oder ein Einweg-Produkt? Manchmal erfüllt ein Produkt nur eines der Kriterien, dieses aber sehr stark.
Wir kaufen oft Mode, weil wir sie in einem Magazin oder auf Instagram sehen. Vier Wochen später ist das Teil wieder out. Die Schlüsselfrage ist: Brauche ich das überhaupt? Die Fast Fashion, die jeder von uns schon gekauft und kaum getragen hat, schadet der Umwelt. Modisch zu sein, heisst nicht immer, den letzten Schrei zu tragen, sondern hat viel mit Klassik zu tun.
Wenn ich fünf Kleidungsstücke in der engeren Wahl habe, frage ich mich bei jedem: Ziehe ich es für eine längere Zeitdauer an oder ist es nur ein Modegag? Den Laden verlasse ich oft mit leeren Händen. Wenn du dich beim Einkaufen bewusst hinterfragst, verändert das deine Lebensweise.
Es macht Spass und das Erlebnis habe ich trotzdem. Als Designerin inspiriert mich Mode und ich möchte mich nicht von Läden fernhalten. Glücksgefühle habe ich auch, ohne dass ich mir etwas kaufen muss.
Ich schaue auf Labels und Produktionsorte. Bei Produktionsländern wie Bangladesch oder Vietnam ist die Nachhaltigkeitskette selten gewährleistet. Ich will nicht bestimmte Länder verteufeln, aber wir wissen alle, dass die Arbeitsbedingungen dort oft unmenschlich sind. Besser sind EU-Länder, wobei ich schon von Labels «Made in Italy» gehört habe, die chinesische Arbeiter unter miserablen Bedingungen anstellen. Gute Adressen sind die Schweiz, Deutschland und Österreich. Ebenso Portugal und die Türkei, da sie durch nachhaltige Produktion viele Kunden zurückgewinnen konnten, die nach Südostasien abgewandert waren.
Wir verwenden recycelte, biologische und nachhaltige Stoffe. Wir produzieren in Portugal in einem Familienunternehmen und kennen alle Leute persönlich. Alle Arbeitsprozesse erfolgen dort am gleichen Ort. Das erspart uns all diese Zwischenwege. Die Arbeitsbedingungen sind fantastisch, das sehe ich mit eigenen Augen.
Das ist schwierig. In einem Shirt kann es Fasern von nachhaltiger Biobaumwolle haben und gleichzeitig auch solche, die nicht nachhaltig ist. Weil beispielsweise Baumwolle meist an unterschiedlichen Orten eingekauft wird, ist es fast unmöglich, dies herauszufinden. Sicher sind biologische Stoffe, etwa Modal, besser als synthetische wie Acryl oder Polyamid.
Es gibt inzwischen coole Labels, die nachhaltig produzieren. Wir bei Lola Fred recyceln Polyamid oder PET-Flaschen und kreieren daraus moderne Sportmode. Dadurch nutzen wir schon vorhandene Ressourcen. Im Meer schwimmt so viel Plastik, dass damit ein ganzer Kontinent tapeziert werden könnte. Es lohnt sich also, dieses zu recyceln.
Oft sind das Produkte, die Sie viel und lange brauchen. Sie müssen also nicht auf einem Baum leben und nur noch einen Pulli aus Schafwolle besitzen. Wenn Sie Mode lange genug tragen, ist auch das nachhaltig.
Eine Zertifizierung kostet unglaublich viel Geld. Kleinere Labels wie wir investieren dieses lieber in nachhaltige Produkte und Entwicklungen. Ich kenne Menschen, Ort und Abläufe persönlich und bin davon überzeugt, dass dies immer noch die sicherste Methode ist.
Weniger ist mehr! Es geht nicht um Verbote, sondern darum, sich zu fragen: Macht es Sinn, sich im Ausverkauf 30 Teile auf einmal zu kaufen? Auch Kleider tauschen oder Second-Hand-Läden sind ein guter Tipp. Ich selbst habe einen genau nach meinem Geschmack gefunden. Die coolen Design-Sneakers, die ich kürzlich dort gefunden habe, werde ich wohl rekordverdächtig lange tragen.